Trainerwechsel beim VfL!

Es ist mal wieder soweit. Der nächste Trainer muss beim VfL seinen Platz räumen.

Doch wie konnte es (schon wieder) dazu kommen? Anfang März schien doch noch alles bestens zu laufen. Mit dem 3:2 Sieg gegen den FC Bayern am 18. Februar erreichte der VfL den Höhepunkt einer, wie es schien sehr ordentlichen Saison. Denn nach dem Sieg gegen den Rekordmeister am 22. Spieltag fand man sich auf dem 11. Tabellenplatz im sicheren Mittelfeld wieder, der Relegationsrang war neun Punkte entfernt und man wurde (mit absoluten Außenseiterchancen) zum erweiterten Kreis der Anwärter auf den möglichen siebten Europapokalrang gezählt. Dieser war zu diesem Zeitpunkt nur vier Punkte entfernt.

Jetzt, sechs Spiele und nur ein Punkt später sieht die Welt ganz anders aus. Erst setzte es deftige Pleiten in Gladbach (2:5) und gegen Leipzig (1:4). Dann folgte ein merkwürdiges Spiel gegen Freiburg (1:2) bevor es gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf ging. Man präsentierte sich nicht Bundesligareif in Mainz (0:2), gab eine 2:0 Führung gegen eigentlich völlig harmlose Darmstädter aus der Hand (2:2) und jetzt das Fiasko (1:2 nach 1:0 Führung zu Beginn der Nachspielzeit) in Köln. Der Relegationsrang (Mainz) ist nur drei und der direkte Abstiegsrang (Köln) nur vier Punkte entfernt. Beide Mannschaften scheinen an sich und den Klassenerhalt zu glauben, während man sich in Bochum schon als Absteiger fühlt.

Klar, dass im Fußballgeschäft dann der Trainer dran glauben muss. Bei der Suche nach Gründen für den aktuellen Verlauf kommen mir immer die selben Gedanken:

Die Kaderplanung im Sommer! Thomas Letsch bevorzugt die 3er-Kette. Das war allen bewusst, als man ihn nach Bochum holte. Das erste „Experiment“ mit der neuen Formation ging dann letzte Saison in seinem ersten Spiel komplett schief. Der Coach zeigte jedoch Flexibilität, passte das System am vorhandenen Spielermaterial an, erweckte den zu diesem Zeitpunkt für Tot geglaubten Tabellenletzten wieder zum Leben und schaffte am Ende sensationell den Klassenerhalt.

Was ebenfalls jedem bewusst war, dass in der darauffolgenden Sommer-Transferphase die Umstellung auf Letsch’s 3er-Kette folgte. Natürlich werden auch genau passend für das System Spieler geholt. Keine Frage! Flügelspieler werden sowohl hinten als auch vorne nicht mehr zwingend benötigt, also spielte der in der Vorsaison so wichtige Christopher Antwi-Adjej anfangs keine große Rolle im Kader. Zudem wurde Gerrit Holtmann verliehen. Zwar wurde dafür Moritz Kwarteng aus Magdeburg geholt, der eine Flügelposition besetzen könnte, doch dieser war zu Beginn noch verletzt und konnte danach in der Bundesliga noch nicht wirklich Fuß fassen. Aber wie gesagt, klassische Flügelstürmer sowie Außenverteidiger waren NOCH nicht notwendig.

Die Vorbereitung mit dem neuen System machte dann überhaupt keine Lust auf die Saison. Das Pokalaus in der ersten Runde noch weniger. Und nach dem 0:5 in Stuttgart am ersten Spieltag war die gute Laune des Klassenerhalts dann endgültig verpufft. Wer trotzdem noch an die neue Formation glaubte, wurde dann spätestens nach dem 0:7 in München und der absolut schwachen ersten Halbzeit im Heimspiel danach gegen Gladbach vom Gegenteil überzeugt. Doch genau in dieser Halbzeitpause folgte so langsam aber sicher die Rückkehr zur 4er-Kette. Endgültig dann am zehnten Spieltag in Darmstadt. In genau diesem Spiel konnte auch prompt der erste Sieg der Saison gefeiert werden. Problematisch ist nur, dass dafür jetzt die Spieler fehlen.

Oder doch nicht? Bernardo, der eigentlich Innenverteidiger ist machte seinen Job als linker Verteidiger bärenstark. Bester Zweikämpfer der Liga! Ebenso Christian Gamboa, der allerdings allmählich abbaute, bis der junge Tim Oermann (eigentlich auch Innenverteidiger) aus der eigenen Jugend dann hinten rechts überraschend stark übernahm. Asano und Antwi-Adjej machten ihren Job auf den offensiven Flügelpositionen gewohnt gut. Also doch kein Problem? Denn die Saison verläuft seitdem für VfL-Verhältnisse mehr als ordentlich.

Doch ein Problem! Es folgten nach besagtem Bayern-Spiel schmerzhafte Verletzungen. Man musste einige Spiele auf Oermann und Antwi-Ajdej verzichten. Ebenso auf Patrick Osterhage. Dass bei einem Verein mit so geringem Etat nicht jeder Stammspieler 1-zu-1 und ohne Einbußen der Qualität ersetzt werden kann ist klar, doch der Trainer kann nicht wirklich mehr auf Spieler zurückgreifen, die diese Flügelpositionen sowohl hinten als auch vorne regelmäßig spielen. Denn wie gesagt, Gamboa ist überhaupt nicht in Form, genauso wie Kwarteng, der sogar noch mit einer Rot-Sperre ausfiel.

Ein Problem, dass natürlich nicht alleine vom Trainer geschaffen wurde. Er muss häufig improvisieren und Spieler positionsfremd einsetzen. Gegen Köln versuchte man es zuletzt gar mit vier zentralen Mittelfeldspielern. Sowohl Asano als auch Antwi-Ajdej blieben dabei auf der Bank. Von Letsch zu verantworten sind allerdings „komische“ Wechsel im Spiel. In Köln wurden beide (Asano/Antwi-Adjej) im laufe des Spiels eingewechselt. Oft wurden bei Führungen weitere Innenverteidiger eingewechselt. Alles Wechsel, die eine Systemumstellung während des Spiels zufolge haben. Oft ging genau dann der Spielfluss verloren und das Spiel nahm eine für den VfL schlechte Wendung. Der Lerneffekt beim Trainer blieb dabei leider aus. Inzwischen 21! nach Führung verspielter Punkte sind die Folge!

Und was für den Trainer am schlimmsten ist, die Mannschaft scheint zum Schluss nicht mehr hinter ihm gestanden zu haben. Dann ist ein Trainerwechsel sowieso beinahe alternativlos.

Allerdings können die Spieler natürlich auch nicht komplett aus der Verantwortung genommen werden. Vom Kampfgeist, der den VfL seit seinem Aufstieg eigentlich ausgezeichnet hat ist oft wenig zu sehen. Einfaches Beispiel: Ich kann mich beispielsweise nicht daran erinnern in letzter Zeit im Stadion eine Grätsche gefeiert zu haben. Das macht man eigentlich mindestens ein Mal pro Spiel. Dazu fällt leider teilweise auf, dass die Leistungen und eben jener Kampfgeist von Spielern, die unabhängig vom Ligaverbleib den Verein wohl verlassen werden in einigen Fällen deutlich zu wünschen übrig lässt. Ich will damit nicht sagen, dass es so aussieht als wäre es ihnen egal, doch 2-3 Prozent scheinen irgendwie zu fehlen.

Und wie geht es jetzt weiter? In den Medien war am Montagmorgen Stefan Kuntz heißester Kandidat. Der ehemalige Spieler und Sportdirektor vom VfL kann eine erfolgreiche Karriere als Trainer von Juniorenmannschaften beim DFB vorweisen. Sein Versuch bei der türkischen Nationalmannschaft war dann eher okay.

Als ein weiterer Kandidat kursiert der Name Urs Fischer. Der ehemalige Union-Erfolgstrainer wäre aus meiner Sicht (falls man sich ihn überhaupt leisten kann) die beste Lösung. Zwar war der Fußball von Union unter seiner Regie teilweise alles andere als ansehnlich, doch worauf es ankommt sind die Punkte. Egal wie! Und davon hat er eine Menge geholt.

Von beiden gab es wohl eine Absage. Mittlerweile ist vom ehemaligen Kölner und Dortmunder Coach Peter Stöger als Wunschlösung zu lesen. Da hätte ich persönlich kein gutes Gefühl.

Sogar von Hermann Gerland war zu lesen. Cooler Typ und VfL Legende, aber dann kann man aus meiner Sicht auch gleich den Feuerwehrmann Peter Neururer zurück holen. Da wäre es mir lieber, wenn Manuel Riemann und Toto Losilla zum Spielertrainer befördert werden 😉

Vielleicht wurde ja zum Zeitpunkt, an dem ihr das lest ja auch schon eine Lösung präsentiert. Das hoffe ich zumindest. Denn eine ordentliche Vorbereitung auf das Spiel gegen Heidenheim am Samstag mit neuem Trainer würde ich mir wünschen. Nur bitte keine Panik-Entscheidung treffen, sonst steht da am Ende noch einer wie Felix Magath an der Seitenlinie.

Egal wie entschieden wird, eines ist klar: Es müssen Punkte her. Und zwar schnell! Und auch egal wie. Am Samstag ist wie gesagt Heidenheim zu Gast. Ein schwerer aber zuhause definitiv nicht unschlagbarer Gegner. Danach geht es zum nächsten direkten Konkurrenten nach Wolfsburg bevor Hoffenheim ins Ruhrstadion kommt. Die letzten Gegner heißen dann Union (A), Leverkusen (H) und Bremen (A). Davon ist ebenfalls keiner unschlagbar, wenn man Leverkusen ausklammert. Obwohl für die Werkself zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon alles egal sein wird.

2 Antworten zu „Trainerwechsel beim VfL!”.

  1. Avatar von Ulrich Gogolin
    Ulrich Gogolin

    Sehr gute Analyse, bleibt zu hoffen, dass jetzt der Kampfgeist mit Peter Stöger wiederkommt.

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    1. Avatar von David Wunderlich

      Scheint ja jetzt überraschender Weise doch kein Stöger zu werden!

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