Nach der EM ist vor der Bundesliga!

In diesem Fall sind wir sogar schon mitten drin. Der erste Spieltag der Bundesligasaison 2024/25 ist schon Geschichte und der Zweite steht unmittelbar bevor. Zu spät für einen Ausblick auf die kommende Saison ist es trotzdem noch nicht.

Fangen wir mit dem Titelverteidiger aus Leverkusen an. Viel zu berichten gibt es nicht. Die Mannschaft ist noch die Alte, denn keine Stammkraft hat den Verein verlassen. Ganz im Gegenteil! Das Team von Xabi Alonso hat sogar noch an Qualität dazu gewonnen. Der nennenswerteste Abgang dürfte Kossounou sein. Der Innenverteidiger wechselt auf Leihbasis nach Bergamo. Dafür konnte man sich aber die Dienste von Ex-Leipziger Nordi Mukiele für ein Jahr (ebenfalls zur Leihe) sichern. Und mit Martin Terrier und Aleix Garcia konnte sich die Werkself noch zwei Leistungsträger von Stade Rennes bzw. vom FC Girona sichern und ihren Kader in der Breite verstärken. Sogar das Glück in den Schlussminuten der Spiele hat Bayer während der Sommerpause nicht verlassen. Im Supercup gegen Stuttgart konnte man in der 88. Minute den Ausgleich erzielen, und im Eröffnungsspiel in Gladbach gelang sogar in der zehnten Minute der Nachspielzeit der Siegtreffer. Glück? Auch wenn der Elfmeter eher fragwürdig war, aber immer Glück ist auch Können habe ich mal gehört.

Ganz anders sieht es beim Vizemeister aus Stuttgart aus. Mit Hiroki Ito, Serhou Guirassy und Waldemar Anton haben drei absolute Leistungsträger die Mannschaft verlassen. Immerhin konnte man den vorher geliehenen Deniz Undav nach langem hin und her endlich fest verpflichten. Ob die Neuzugänge um Ermedin Demirovic die schweren Verluste auffangen können, wird sich zeigen. Das Supercup-Spiel in Leverkusen sah zwar sehr vielversprechend aus, das Spiel in Freiburg dann allerdings nicht mehr so wirklich.

Weiter geht es mit dem Rekordmeister aus München. Den meiner Meinung nach besten Innenverteidiger im Kader hat man nach Manchester ziehen lassen und dafür Ito aus Stuttgart geholt. Mit Joao Palhinha konnen die Bayern endlich ihren Wunschspieler verpflichten und mit Michael Olise den Angriff verstärken. Dennoch bleiben einige Fragezeichen. Ist Vincent Kompany wirklich die optimale Lösung auf der Trainerbank? Schließlich ist er mit Burney zuletzt aus der Premier League abgestiegen. Was ist mit der Defensive? Gegen Wolfsburg sah diese noch ziemlich wackelig aus. Vor allem im Spielaufbau unterliefen ihnen dort zu viele Fehler. Zuletzt sprach man wieder vom „Finale Dahoam“. Aber ist diese Bayern Mannschaft wirklich stark genug, um es ins Champions League Finale zu schaffen, welches nach 2012 wieder in der Allianz Arena stattfinden wird? Wir werden sehen.

Die Champions League Teilnehmer komplettieren Leipzig und der BVB. Während Dortmund keinen Stammspieler ziehen lassen musste, müssen die Leipziger den Abgang von Dani Olmo verkraften. Das Debüt von Antonio Musa, seinem talentierten Ersatz sah jedenfalls schon mal gut aus. Leider aus Bochumer Sicht. Der BVB hat für mich den Transfersommer gewonnen. Serhou Guirassy, Waldemar Anton, Maxi Beier und Pascal Groß konnten die schwarz-gelben für sich gewinnen. Zwar musste dafür Niclas Füllkrug weichen, aber im Angriff dürfte man mit Guirassy, Beier und Haller jetzt bestens besetzt sein. Wenn Nuri Sahin auf der Trainerbank jetzt das hält, was man sich von ihm verspricht, könnten die Dortmunder wieder ganz oben angreifen.

Die Plätze 6 bis 15 der Vorsaison, finde ich, kann man was Transfers angeht abgesehen von ein paar Ausnahmen unkommentiert so stehen lassen. Die Ausnahmen: Wie gehen die Heidenheimer mit den Abgängen von Jan-Niklas Beste und Tim Kleindienst und der Doppelbelastung mit Europapokal um? Können die Mainzer an die grandiose Rückrunde anknüpfen? Wie machen sich die Gladbacher mit den Neuzugängen von Tim Kleindienst und Kevin Stöger? Das Eröffnungsspiel gegen den Meister aus Leverkusen sah auf jeden Fall schon mal gut aus. Ich bin gespannt auf Can Uzun, den sich die Frankfurter aus Nürnberg sichern konnten. Außerdem hat die Eintracht für Willian Pacho 40 Millionen Euro aus Paris bekommen?! Naja wer’s hat…

Kommen wir nun zum VfL Bochum. Nachdem man sich so langsam aber sicher (ich nicht) von der Relegation erholt hat, musste man die Abgänge von Kevin Stöger, Patrick Osterhage, Takuma Asano und Keven Schlotterbeck verkraften. Die vermeintlich vier besten und wichtigsten Spieler. Noch dazu kommt das Drama um Manuel Riemann, das scheinbar niemals enden will. Und ein neuer Trainer musste ja auch noch her. Dieses Problem konnte als erstes gelöst werden. Mit Peter Zeidler kommt ein Trainer der Rangnikschen RB-Schule zum VfL. Der ehemalige Lehrer, der vom Schweizer Erstligisten FC St. Gallen kam und einen eher autoritären Führungsstil pflegen soll, steht für hohes Pressing sowie taktische Flexibilität und Disziplin. In meinen Augen eine Top-Lösung, die man dort präsentiert hat.

Und dann fing Sportdirektor Marc Lettau an zu zaubern. Oder zu kochen, wie man in Bochumer Fan-Kreisen sagt. Und das (bis heute) komplett ohne Ablösesummen zu überweisen! Der „Sternekoch“ servierte Transfers, die niemand für möglich gehalten hat. Mit Ibrahima Sissoko kommt ein erfahrener Mittelfeldspieler mit Europapokal-Erfahrung aus Straßburg an die Castroper Straße. Mit Myron Boadu (Leihe mit Kaufoption) und Dani de Wit, beide ebenfalls mit Europapokal-Erfahrung kamen zwei Niederländer von Monaco bzw. Alkmaar. Die beiden Torhüter Timo Horn und Partick Drewes, der zum besten Torwart der zweiten Liga gewählt wurde, sollen den Verlust von Manuel Riemann kompensieren. Mit Jakov Medic (auch Leihe mit Kaufoption) kam ein kantiger Innenverteidiger aus Amsterdam. Außerdem verstärken noch die drei Talente Samuel Bamba, Aliou Baldé (Leihe mit Kaufoption) und Niklas Jahn das Team. Nicht vergessen darf man natürlich auch Mats Pannewig und Lennart Koerdt aus der eigenen Jugend. Und Breaking News kann man auch noch verkünden: Gerade als ich diesen Artikel publizieren wollte, kam die offizielle Bestätigung über den Transfer von Mittelfeldspieler Koji Miyoshi. Der Japaner, für den die Bochumer die erste Ablöse diesen Sommer bezahlten kommt aus Birmingham an die Castroper Straße.

Zwei Spiele sind ja bekanntlich schon ins Land gezogen. Wie das beim VfL so ist, konnten die natürlich unterschiedlicher kaum sein. Nach dem Pokalspiel in Regensburg wurde man schon als Absteiger Nr. 1 abgestempelt. Vorne fehlte es an Genauigkeit im Passspiel und an Durchschlagskraft und durch technische Unsauberkeiten verlor man in der Vorwärtsbewegung viele Bälle. Durch das neue 4-4-2 System mit Raute ist das Spiel sehr Zentrumslastig, was die Bochumer gegen dicht stehende Regensburger nicht aufgelöst bekamen. Hinten zeigte man sich zudem einige Male sehr wackelig. Beim Bundesligaauftakt in Leipzig sah das schon ganz anders aus. Vor allem Neuzugang Medic räumte hinten so gut wie alles ab und vorne konnte man die Leipziger Abwehr vor allem durch das hohe Anlaufen vor einige Probleme stellen. Für den Leipziger Siegtreffer war ein individueller Fehler und ein anschließendes Ping-Pong-Tor nötig. Und das nachdem der VfL durch die Doppelchance von Broschinski und Daschner eigentlich auch hätte führen können. Und der Ausgleich war zum Schluss auch noch möglich, als Boadu alleine auf den Leipziger Keeper zulief, bevor Willi Orban die Notbremse zog. Eine schwierige Saison wird es auf alle Fälle wieder. Aber wenn man das Gesicht, was man in Leipzig gezeigt hat häufiger zu sehen bekommt als das aus Regensburg, dann bin ich guter Dinge, dass auch in diesem Jahr der Klassenerhalt gelingen kann.

Zum Schluss noch die beiden Aufsteiger aus dem hohen Norden. Auf den FC St. Pauli, nun endgültig stärkste Kraft in Hamburg und Bundesliganeuling Holstein Kiel wartet wie für jeden Aufsteiger eine extrem schwierige Saison. Vor allem, weil beide Mannschaften ihre jeweiligen Spielmacher (Sander bzw. Hartel) in der Sommerpause ziehen lassen mussten und bereits ihr Auftaktspiel verloren. Beide werden aller Wahrscheinlichkeit nach bis zur letzten Minute um jeden Punkt und den Klassenerhalt kämpfen müssen. Auf jeden Fall wird die Bundesliga mit den zwei Nordlichtern durch zwei absolut sympathische Teams bereichert, die sich den Aufstieg über mehrere Jahre mit harter Arbeit und konstant guten Leistungen absolut verdient haben.

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