Der Bundesliga Endspurt

Der 31. Spieltag der aktuellen Bundesligasaison steht vor der Tür. Vor dieser (fast) alles entscheidenden Phase Blicken wir auf die Saison zurück, sprechen über Enttäuschungen und Überraschungen und wagen einen Ausblick auf die Abschlusstabelle.

Fast alles entscheidende Phase? Na eines steht ja schon fest: Bayer Leverkusen ist zum ersten Mal deutscher Meister. Endlich ist man das lästige „Vizekusen“ los! Nach einer sehr guten Rückrunde im letzten Jahr konnte sich die starke die Werkself im Sommer mit Neuverpflichtungen wie Grantit Xhaka, Alejandro Grimaldo und Victor Boniface nochmal verbessern. Im Kampf um die Meisterschaft hatte ich die Leverkusener zwar auf dem Zettel, dass sie aber so durchstarten, damit hat dann wohl doch niemand gerechnet. Wettbewerbsübergreifend sind sie in dieser Saison ungeschlagen! Das bedeutet 45 Pflichtspiele ohne Niederlage! Europarekord!

Hauptverantwortlich für diese Meisterleistung ist der neue Star am Trainerhimmel Xabi Alonso. Mit begeisterndem Ballbesitzfußball spielt man viele Gegner an die Wand. Dabei strahlt man quasi in jeder Situation Torgefahr aus und hält die Gegner ständig auf Trapp. Kein Wunder also, dass sie die Meister der Schlussphase sind, denn sie zermürben den Gegner 90 Minuten lang und spielen ihn so müde. Verlängerter Arm von Alonso auf dem Platz ist Granit Xhaka, der seine Mannschaft sowohl im Ballbesitz als auch im Spiel gegen den Ball auf eine Art lenkt, wie man sie im Weltfußball nur selten sieht. Dazu hat sich das deutsche Top-Talent Florian Wirtz zu einem absoluten Weltklassespieler entwickelt. Und als wenn das nicht schon genug wäre, kassiert man dabei noch die mit Abstand wenigsten Gegentore. Wenn die Offensive also Spiele und die Defensive Meisterschaften gewinnt, weiß man wo diese unglaubliche Serie her kommt. Denn die Werkself ist eine Kombination aus beidem. Ein absolut verdienter und würdiger deutscher Meister!

Und der noch amtierende Meister? Der FC Bayern ist mit 14! Punkten Rückstand aktuell zweiter. Eine für den Rekordmeister enttäuschende Saison neigt sich dem Ende zu. Dabei sorgten unter anderem das frühe Ausscheiden im Pokal in Saarbrücken, teilweise ungewohnt schlechte Leistungen wie zuletzt in Heidenheim und eine andauernde Trainerdiskussion über die ganze Saison hinweg für Unruhe. Einzig das Weiterkommen in der Champions League gegen Arsenal, aktuell Tabellenzweiter in England lässt die Saison nicht als komplett verkorkst wirken. Kleiner Fun-Fact: Flügelflitzer Kingsley Coman, Profi seit 2013 ist in dieser Saison zum ersten Mal in seiner Karriere nicht nationaler Meister geworden!

Sogar die Vieze-Meisterschaft steht für die Bayern noch auf der Kippe, denn der VfB Stuttgart, die Überraschung der Saison ist ihnen mit nur 3 Punkten Rückstand auf den Fersen. Die Mannschaft, die sich in der letzten Saison nur über die Relegation in der Liga halten konnte sorgt vor allem durch die Torjäger Sehrou Guirassy und Deniz Undav für Furore. Letzterer durfte zusammen mit den Mannschaftskollegen Maximilian Mittelstädt und Chris Führich sogar sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft feiern. Alle drei sind ernsthafte Kandidaten für einen Kaderplatz bei der Heim-EM.

Durch die guten Leistungen der deutschen Mannschaften in den europäischen Wettbewerben ist der fünfte Champions League Platz für die Bundesliga so gut wie sicher. Damit scheinen sich sowohl der BVB und der RB Leipzig, die sich noch um den vierten Tabellenplatz streiten, beide schon für die CL qualifiziert zu haben. Gerade für die Dortmunder entspricht das sicherlich nicht dem eigenen Anspruch, sich auf eben diesen fünften CL-Platz verlassen zu müssen. Aber am Ende zählt nur, dass man sich qualifiziert hat. Wie ist egal. Den sechsten Platz, der dann die Qualifikation zur Europa-League bedeutet, belegt aktuell die Frankfurter Eintracht. Mit fünf Punkten Vorsprung auf den siebten Platz.

Und dann wird’s richtig interessant. Denn mit Freiburg, Augsburg und Hoffenheim kämpfen drei Teams um die Qualifikation zur Conference League. Immer natürlich davon ausgegangen, dass besagter fünfter CL-Platz nach Deutschland geht. Nur ein Punkt trennen dabei Platz sieben und neun. Die besten Chancen dafür rechnen sich wohl die Freiburger aus, denn abgesehen vom Duell gegen Heidenheim spielt man nur noch gegen Teams aus dem Tabellenkeller. Aber genau da kann ja bekanntlich die Gefahr liegen. Dann werden Augsburg und Hoffenheim sicherlich da sein, falls die Freiburger straucheln. Besonders Augsburg überrascht, denn viele (darunter auch ich) haben den FCA sicherlich im Abstiegskampf erwartet.

Platz zehn und elf belegen der ebenfalls überraschende Aufsteiger aus Heidenheim und Werder Bremen. Sowohl Hoffnungen auf Europa sowie Abstiegssorgen dürften sich beide Teams nicht mehr machen. Danach geht es in den Abstiegskampf! Zwischen Platz zwölf, den aktuell Gladbach belegt und dem Relegationsrang 16 liegen nur vier Punkte Unterschied! Beste Voraussetzungen auf den Klassenerhalt haben aufgrund des Tabellenplatzes Gladbach und Wolfsburg. Für beide sollte ein Sieg aus den letzten vier Spielen im Normalfall reichen.

Danach wird es im Dreikampf zwischen Union, Mainz und Bochum richtig interessant. Nur zwei Punkte liegen zwischen Platz 14 und 16. Am besten in Form befinden sich die Mainzer. Seit dem 1:8 gegen Bayern ist man fünf Spiele ungeschlagen und kann am Wochenende gegen die schwächelnden Kölner nachlegen. Sowohl Union als auch der VfL sind im Moment überhaupt nicht gut drauf. Union, die sich vor der Saison mit Top-Transfers wie Kevin Volland und Robin Gosens in der Spitzengruppe der Bundesliga scheinbar festsetzen konnten, enttäuschten diese Saison auf allen Ebenen. Sogar Kult- und Erfolgstrainer Urs Fischer musste dabei seinen Trainerstuhl räumen. Besser wurde dadurch nichts.

Noch schlimmer scheint es im Moment in Bochum auszusehen. Nach dem Sieg gegen Bayern Mitte Februar hatte man sich scheinbar aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Doch seitdem lief nichts mehr. Lediglich zwei Punkte konnte man in den letzten zwei Monaten einsammeln und verspielte dabei unter anderem eine 2:0 Führung gegen Tabellenschlusslicht Darmstadt und verlor in Köln nachdem man dort zu Beginn der Nachspielzeit noch geführt hatte. Mittlerweile ist der Relegationsrang die bittere Realität. Nächstes Wochenende steigt dann das richtungsweisende Duell bei Union.

Neben Darmstadt, die sich abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz befinden scheinen auch die Kölner kaum noch zu retten zu sein. Fünf Punkte haben sie aktuell Rückstand auf den Relegationsrang. Zuletzt hagelte es sogar eine 0:2 Niederlage im eigenen Stadion gegen Darmstadt. Der Klassenerhalt wäre mittlerweile schon ein kleines Wunder.

Ich habe einmal den Tabellenrechner von kicker.de bemüht. So sieht mein Tipp für die Bundesliga Abschlusstabelle nach dem 34. Spieltag aus:

Zum Abschluss noch ein Paar Worte zum VfL Bochum. Nach dem Bayern-Spiel lief gar nichts mehr. In meinem letzten Artikel habe ich mich schon einmal auf Spurensuche begeben. Das Ergebnis: Die Personalplanung im Sommer, die relativ unflexibel auf eine Formation mit Dreierkette ohne „echte“ Flügelspieler ausgelegt war. Außerdem waren für mich fragwürdige Auswechslungen des Trainers während der Spiele der Grund, warum viele Führungen verspielt wurden. Aber auch die Spieler hatte ich natürlich nicht ganz aus der Verantwortung ziehen können.

Seitdem der Artikel online ist hat sich allerdings noch einiges getan. Die Trainersuche verlief alles andere als professionell. Es sollte eine externe Lösung her. Mehrere (Wunsch-) Kandidaten schwebten dort im Raum, von denen es eine Absage nach der anderen hagelte. Am Ende wurde es dann doch Heiko Butscher, der Trainer der U19 Mannschaft. Eine interne Lösung. Natürlich wurde es nicht so verkauft, dennoch wirkt es eher wie eine Notlösung. Auch von Unruhen innerhalb der Mannschaft war zu lesen, die aber laut Aussagen des Trainers besprochen und beseitigt wurden.

In meinem letzten Artikel wollte ich das noch nicht so direkt benennen, doch das Gefühl, dass die Spieler selber nicht mehr ganz bei der Sache sind wird bei mir immer stärker. Natürlich lebe ich nicht in der Traumwelt, dass sich jeder Spieler zu 100% mit dem Verein identifiziert, das Wappen küsst (und es auch so meint) und sich für den Club aufopfert. Aber Spieler, die in dieser wichtigen Phase einen Vertrag bei einem direkten Konkurrenten unterschreiben (Kevin Stöger bei Union) und andere, die sich während der Trainingswoche vor diesen wichtigen Spielen schon im Stadion des neuen Teams ablichten lassen (Patrick Osterhage bei Freiburg)? Sieht für mich nicht unbedingt nach voller Konzentration aus. Da erwarte mehr, wenn ich ehrlich bin. Dass Takuma Asano den Verein im Sommer verlassen will ist ebenfalls schon lange bekannt. Erhan Masovic liebäugelte schon im Sommer mit einem Wechsel. Da fällt mir der Glaube daran sehr schwer, dass alle 100% für den Klassenerhalt geben.

Zum Glück für alle, die es mit dem VfL halten, stellen sich die Kölner im Moment ähnlich schlecht an. So wird es wahrscheinlich (hoffentlich) am Ende zumindest für die Relegation reichen. Aber wenn man weiß, wie der VfL bei solch wichtigen Spielen spielt, fällt auch der Glaube auf den Klassenerhalt per Relegation leider sehr schwer. Dort wäre der Gegner dann höchstwahrscheinlich Fortuna Düsseldorf.

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