Den Schock musste ich erst einmal verarbeiten. Einen Monat lang waren wir in Australien unterwegs. Wieder in Deutschland angekommen war die Sonne verschwunden, es war zwanzig Grad kälter und dieser Regen. Aber jetzt habe ich nach unserer Rückkehr noch etwas wichtiges nachzuholen! Denn am 17. Januar waren wir zu Gast in Melbourne bei den Australian Open.

Nach dem Aufstehen folgte an diesem Tag erst einmal ein kleiner Stimmungsdämpfer. Regen! Trotzdem machten wir uns mit der Bahn auf den Weg von unserem Hotel in Brighton zum Veranstaltungsgelände. Kleiner Tipp: Verlasst euch auf nichts, was euch von Ticketvertreibern versprochen wird. Denn wir hatten Tickets für die Night-Session und uns wurde von Ticketmaster versichert, dass der Eintritt zum Gelände (Ground Pass) für den ganzen Tag dort inbegriffen sei. Am Melbourne Park angekommen wurde uns der Zutritt jedoch verweigert, denn natürlich muss man dafür ein Ground Pass-Ticket für die Day Session dazu kaufen. Eigentlich ja kein Problem, weil nicht teuer, hätte man uns aber sagen können. Egal! Schnell online eins gekauft und drin waren wir.

Das Tennis Turnier in Halle haben wir schon mehrmals besucht, also dachten wir zu wissen, worauf wir uns ungefähr einstellen konnten. Dass es dort ein wenig größer sein wird haben wir erwartet, doch wir wurden trotzdem überrascht. Denn die Anlage ist riesig. Eine eigene Kleinstadt mitten in Melbourne. Hinter dem Eingang steht man im Grand Slam Oval. Hier wird fürs leibliche Wohl gesorgt. Außerdem werden hier die Spiele aus den Stadien für die man ein extra Ticket benötigt live auf drei riesigen Bildschirmen übertragen.

Noch immer konnte aufgrund des Regens nicht gespielt werden, also machten wir uns, nachdem wir im Shop etwas eskaliert sind auf den Weg und erkundeten das Gelände. Kostenlose Trinkwasserspender gibt es hier an jeder Ecke. Sonnencreme wird (auch kostenlos) verteilt. Zwischen den ganzen Tennisplätzen findet man außerdem unzählige Möglichkeiten für groß und klein sich die Zeit zu vertreiben. Von kleinen Tennis-Aktivitäten bis hin zu Wasserrutschen und einem kleinen Klettergarten ist hier so ziemlich alles dabei.

Dann war der Regen endlich vorüber und gegen 14.00 Uhr (statt wie geplant um 11.00 Uhr) flogen die ersten Bälle über die Netze. Zu Beginn wollten wir ein wenig Patriotismus zeigen und die deutsche Tamara Korpatsch bei ihrem Zweitrundenmatch gegen die tschechische Top-10 Spielerin Barbora Krejčíková unterstützen. Doch die deutsche Außenseiterin hatte Verletzungsprobleme und musste mehrmals behandelt werden. Sowieso schon unterlegen, schien sie dadurch leider chancenlos.

Also machten wir uns von Court 3 auf den Weg in die KIA Arena.

Hier hatte es der Amerikaner Taylor Fritz mit dem Franzosen Hugo Gaston zu tun. Was erst ein spannendes Match auf hohem Niveau zu werden schien, entpuppte sich allerdings als Machtdemonstration des Amerikaners. Da wir jedoch exzellente Plätze im Stadion ergattern konnten und Taylor Fritz großartiges Tennis zeigte, machte dieses Match riesigen Spaß. 6-0, 6-3, 6-1 hieß dann es am Ende.

Darauf folgte Fritz’s Landsmann Frances Tiafoe. Auf ihn habe ich mich nach der Ansetzung der Matches besonders gefreut. Viel Zeit das Match anzuschauen blieb jedoch aufgrund der Regenpause am Morgen leider nicht. Denn wir hatten ja Tickets für die Night Session in der Rod Laver Arena.


Und da hatten wir einerseits Pech, da wir beide nicht die Spieler sehen konnten, die wir gerne gesehen hätten. Andererseits auch riesiges Glück gleich beide Titelverteidiger in Aktion sehen zu können. Als erstes hatte es Aryna Sabalenka mit der 16-jährigen Brenda Fruhvirtova zu tun. Doch auch wenn die Teenagerin großen Kampfgeist zeigte und sich gut wehrte, war sie am Ende doch chancenlos und musste sich dem späteren Champion mit 6-3, 6-2 geschlagen geben.

Danach der Titelverteidiger der Herren und die Nummer 1 der Welt Novak Djokovic. Sein Match gegen den Aussie Alexei Popyrin sollte sich als Krimi entpuppen. Anfangs kippte das Match recht deutlich in Richtung Djokovic, doch der Australier kämpfte sich mit Hilfe des Publikums rein und holte sich den zweiten Satz. Im dritten Durchgang ging es dann in den Tiebreak. Mittlerweile herrschte in der Arena eine Stimmung, wie man sie sonst aus Fußballstadien kennt. Djokovic Fans feuerten den Serben lautstark an, wurden jedoch von den Australiern noch deutlich übertönt. Den Tiebreak konnte Nole für sich gewinnen und damit scheinbar auch die Vorentscheidung. Denn der spätere Halbfinalist gab die Führung nicht mehr aus der Hand, entschied auch den vierten Satz für sich und zog somit in die nächste Runde ein.
Gegen Mitternacht endete dann ein Tag, an dem ich mir einen Lebenstraum erfüllt habe. Ich habe das erste Mal Grand Slam-Tennis gesehen! Muss man noch mehr sagen?


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