Quasi Volkssportart in den USA, zieht die Baseball-Liga MLB (Major League Baseball) jährlich die meisten Zuschauer aller Sportarten weltweit in die Stadien. Laut Wikipedia waren es alleine im Jahr 2018 etwa 70 Millionen Menschen. Bei 162 Saisonspielen pro Mannschaft zwar nicht anders zu erwarten, ergibt bei 2.430 Spielen insgesamt trotzdem einen Schnitt von etwa 29.000 Zuschauern pro Spiel. Zum Vergleich, in der Bundesliga Saison 2011/12 waren es im Schnitt etwa 45.000 Zuschauer pro Spiel. In größeren Stadien und bei deutlich weniger Spielen.
Zu langweilig! Da passiert ja nix! Viel zu viele Spiele, da geht die Spannung verloren! Das sind nur einige wenige Dinge, die man hierzulande zu hören bekommt, wenn man versucht die Begeisterung über Baseball zu teilen. Ehrlicherweise kein Wunder in der Zeit der G.O.A.T‘s (Greatest Of All Time). Einer Zeit, in der alles noch sensationeller, noch spektakulärer sein muss. In der ein 1:0 im Champions League Finale zwischen Inter Mailand und Manchester City langweilig ist.
Aber was macht „Americas favorite pastime“ (dt. Amerikas liebster Zeitvertreib) eigentlich aus? Im Vordergrund steht das Duell zwischen Pitcher (Werfer) und Batter (Schlagmann). Während der Pitcher den Ball beim sogenannten Fastball mit etwa 95 mph (150 km/h) aus 18.39 Metern in Richtung Home Plate wirft, muss der Batter in Millisekunden entscheiden ob dieser Ball schlagbar ist oder nicht. Und wenn er sich dafür entscheidet, diesen dann zu treffen. Nicht wenige sagen, einen Baseball zu schlagen sei das schwierigste, was es im Sport gibt. Die Zahlen verstärken diese These, da ein Batting Average (Erfolgsquote die erste Base durch Schlagen des Balles zu erreichen) von 30% als absolute Weltklasse gilt.
Aber nur schnurgerade Fastballs zu werfen wäre ja langweilig. Die sogenannten „offspeed pitches“ haben es in sich. Diese Fliegen Kurven, driften auf den Schlagmann zu oder von ihm weg oder fliegen wie ein Fastball, fallen aber kurz vorm schlagen herunter wie ein Stein. Das sind nur einige Beispiele, wie Pitcher versuchen den Batter auf Glatteis zu führen.
Aber ja, lange dauern die Spiele schon, über drei Stunden waren es noch in der letzten Saison. Um dagegen zu wirken wurden zu dieser Saison einige Regelanpassungen vorgenommen. Zum Beispiel der Pitch-Timer. Diese gibt dem Pitcher eine bestimmte Zeitspanne vor, in der er seinen nächsten Wurf auszuführen hat. Unter anderem diese Anpassung konnten die durchschnittliche Spielzeit um mehr als eine halbe Stunde verkürzen.
Einige andere Anpassungen führen zusätzlich zu mehr Action rund um die Bases und somit zu mehr Punkten.
Für alle Interessierten ist hier ein Video mit den wichtigsten Regelanpassungen, die ab dieser Saison in Kraft treten: MLB rule changes for 2023 | 12/27/2022 | MLB.com
Wir können uns froh schätzen zu dieser Zeit Sportfan zu sein. Wem durften und dürfen wir alles zuschauen? Lionel Messi und Cristiano Ronaldo im Fußball. Kobe Bryant, LeBron James und einige vielleicht auch Michael Jordan im Basketball. Tom Brady beim American Football. Im Tennis waren bzw. sind es Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Serena Williams. Usain Bolt durften wir erleben. Alles Sportler und Sportlerinnen, die zweifellos zu den besten aller Zeiten gehören. Vielleicht sogar DIE Besten waren/sind.
Wer auch beim Baseball nach so jemandem sucht wird beim Japaner Shohei Ohtani fündig. Der sogenannte Two-Way-Player macht etwas, das seit Babe Ruth etwa 100 Jahre lang niemandem gelungen ist. Er ist sowohl Pitcher als auch Batter. Und das auf absolutem Top-Niveau. Als Pitcher gehört er zu den Besten seiner Zunft. Und als Batter ist er in den drei großen Statistiken in den Top-10 der gesamten Liga vertreten. Batting Average, Home Runs und „home“ geschlagene Mitspieler (RBI).
Und das für ihn zum bestmöglichen Zeitpunkt. Am Ende der Saison wird er mit dem auslaufenden Vertrag bei den Los Angeles Angels zum Free Agent. Ihm winkt ein Jahresgehalt von etwa 60! Millionen US-Dollar. Experten erwarten sogar noch mehr. Aber klar, wenn man mit einem Spieler zwei Positionen besetzen kann, dann kann man ihn auch für zwei bezahlen.
Auch in den amerikanischen Sprachgebrauch hat sich der Sport eingeschlichen. Zum Beispiel jemandem einen Curveball zu werfen, bedeutet ihn zu überraschen oder aus dem Konzept zu bringen. Für jemanden als Ersatz (Hitter) einspringen (to pinch hit for somebody) oder einen Home Run schlagen wenn etwas besonders gut gelingt. Und die „Drei Strike Regel“ kennt man sogar hierzulande.
Präsident Obama verglich in einer Rede einmal ein Gesetz, das er einführen wollte mit dem Spieler Mike Trout. Aus dem einfachen Grunde, dass dieses Gesetz genauso vielseitig sei, wie Trout. Der ist übrigens auch ein Spieler, den man aktuell bei den Angels beobachten darf. Auch Trout gilt als einer der Besten, die jemals gespielt haben.
Kulturell und gesellschaftlich? Da ist Baseball in den USA gar nicht mehr weg zu denken. Zum Beispiel Jackie Robinson, der am 15. April 1947 bei den Los Angeles Dodgers (damals Brooklyn Dodgers) nicht nur Sportgeschichte schrieb, sondern maßgeblich zur Geschichte Amerikas beitrug. Er durchbrach die sogenannte Color-Barrier und spielte als erster „schwarzer“ Spieler in den Major Leagues. Damit ist er in ganz Amerika zum Volkshelden geworden. Mittlerweile wird in der ganzen Liga seine Nummer 42 nicht mehr vergeben. Der „Jackie Robinson Day“ findet jede Saison am 15. April statt. Um Robinson und sein Lebenswerk zu ehren trägt an diesem Tag jeder Spieler seine Rückennummer.
Was der Sport den Amerikanern bedeutet fasst ein Artikel besonders gut zusammen. Dieser wurde im März 2022 veröffentlicht, nachdem die Spielergewerkschaft und die Liga sich nicht einigen konnten und der pünktliche Start der Saison in Gefahr war. Als es dann mit einer Woche Verspätung endlich los ging und eine Einigung erzielt werden konnte, erschien der Artikel „An ode to the game: Baseball is back“ von Will Leitch. In diesem beschreibt er, dass endlich wieder Normalität einkehre. Weil Baseball eben genau das ist. Normalität! Die Trips in den Ballpark mit der Familie, Hot Dogs essen, die Welle zu machen. Die samstäglichen Grill-Abende, bei denen im Hinergrund das Spiel im Radio oder TV läuft. Die schönen Momente mit den Liebsten. Und noch viel mehr. Eben genau das, was hier der Fussball ist. Den Artikel gibt es hier zum Nachlesen: https://www.mlb.com/news/major-league-baseball-return-brings-sense-of-normalcy
Baseball ist ein Sport, den jeder spielen kann. Völlig egal, wer du bist, wo du her kommst oder wie du aussiehst. Hier findet man große Spieler, kleine, kräftige, athletische, und manchmal auch welche, die man im Profisport eher weniger erwarten würde. Einer meiner Lieblingsspieler war Bartolo Colon. Der Pitcher aus der Dominikanischen Republik wird auch „Big Sexy“ genannt. Er gehörte nie zu den aller Besten, aber immer zu den sympathischsten. Zu seiner Zeit mussten die Pitcher noch schlagen, was heute nicht mehr der Fall ist. Darin war er nie gut. Als er dann aber 2016 mit fast 43 Jahren bei einem Auswärtsspiel in San Diego seinen ersten Home Run schlug, brach das ganze Stadion in Jubel aus. Dieser Moment galt sofort als einer der großartigsten Momente in der Geschichte des Baseballs. https://www.mlb.com/stories/bartolo-colon-s-first-and-only-home-run
Und die Stadien? Meine Güte die Stadien! Von ikonischen Spielstätten bis hin zu supermodernen Arenen ist dort alles dabei. Aber Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte. Also gibts hier eine Kollektion meiner Favoriten:







Hoffentlich konnte ich einen guten ersten Eindruck vermitteln und zumindest ein wenig Interesse wecken. Ihr werdet es nicht bereuen!

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